
In Tschernobyl war kurz nach der Explosion vom 26. April 1986 mit gigantischem Aufwand eine Schutzhülle um den geborstenen Reaktor und die darin unter extremer Hitze geschmolzenen Brennstäbe gebaut worden (Foto). Bis zu 800000 Liquidatoren sollen daran mitgearbeitet haben. Sie mußten in teils nur wenige Sekunden langen Einsätzen direkt an der Unglücksstelle radioaktiven Schutt abräumen, der im Umkreis des Kraftwerks vergraben wurde und bis heute stark strahlt. Bis November 1986 wurde dann aus 7000 Tonnen Stahl und 410000 Kubikmetern Zement der Betonmantel zusammengezimmert, der den größten Teil der Radioaktivität abschirmt. Ursprünglich für 20 bis 30 Jahre ausgelegt, zeigte sich der Bau von Anfang an brüchig. Schon bald warnten Experten vor einem Kollaps mit unabsehbaren Folgen. Würde der Sarkophag zusammenbrechen, könnten abermals riesige Mengen Radioaktivität in die Umgebung entweichen.
Tatsächlich verzögern sich die Rettungsmaßnahmen aber immer weiter. Zwar wurde die bestehende Betonhülle in den Jahren 2004 bis 2008 verstärkt. Die bereits für 1998, dann für 2005, dann für 2010 angekündigte Fertigstellung der neuen Schutzhülle ist jedoch immer noch nicht absehbar. Die Schuld für die Verzögerung geben sich die Beteiligten gegenseitig. Nicht zuletzt fehlt weiterhin das Geld für das auf 1,6 Milliarden Euro taxierte Projekt. (dapd/jW)