Home , Europa , Kriege, Bürgerkriege, Repressalien in Diktaturen, auch Hungersnöte können Menschen zu Flüchtlingen machen. Ein Tag, der für mehr Verständnis wirbt.

Kriege, Bürgerkriege, Repressalien in Diktaturen, auch Hungersnöte können Menschen zu Flüchtlingen machen. Ein Tag, der für mehr Verständnis wirbt.

 Österreich | 21 – 06 – 2012 | Der 20. Juni wurde von der UN-Vollversammlung zum zentralen internationalen Gedenktag für Flüchtlinge erklärt. Wenn man den allgemeinen Zahlen glauben kann, dann sind weltweit 42,5 Millionen Menschen auf der Flucht.

Was es bedeutet, Flüchtling zu sein

„Alles hinter sich zu lassen, was einem lieb und teuer war, bedeutet, sich in einer unsicheren Zukunft wiederzufinden, in einer fremden Umgebung. Stellen sie sich vor, welchen Mut es erfordert, mit der Aussicht fertig zu werden, Monate, Jahre, womöglich ein ganzes Leben im Exil verbringen zu müssen.“(António Guterres, Flüchtlingshochkommissar)

Hilflos sein, eine fremde Sprache lernen, wieder Wurzeln schlagen, wieder auf eigenen Füßen stehen – angefeindet werden. Niemand wird aus freien Stücken zum Flüchtling, er wird dazu gemacht.

„No one chooses to be a refugee“ Zahlreiche Aktionen auf der ganzen Welt begleiten den Weltflüchtlingstag auch in diesem Jahr. Weltweit veranstaltet UNHCR innerhalb der Dilemma-Campaign zahlreiche Events, begleitet von Lichtshows, Lesungen, Konzerten, Wettbewerben, Diskussionen, Ausstellungen und Aufführungen. Ziel all dieser Aktionen ist es, verstärkt Verständnis für die besondere Situation von Flüchtlingen zu entwickeln.

Aus dem bemitleideten „armen Flüchtling“ wird ein Asylwerber, ein Asylant

Immer noch oder immer wieder wird einem Großteil der Flüchtlinge von den Menschen in sicheren Ländern die Not kaum geglaubt, die Flucht als letzte oder einzige Alternative nicht abgenommen. So bekümmert und auch spendenfreudig der Mitmensch aufgrund von Bildern aus Kriegsgebieten reagiert, so skeptisch und ablehnend reagiert er dann im Gegensatz, sobald einer oder mehrere dieser Notleidenden auf seinem eigenen Territorium, sprich in seiner Stadt, als Asylwerber auftauchen. Diese Haltung muss sich ändern.

Machen wir uns stark – eine Aktion für Asylwerber

„Druck auf die Politik“ versuchen SOS Mitmensch, das Integrationshaus und M-Media mit der Kampagne „Machen wir uns stark“. Ihr Ziel: Endlich zu erreichen, dass Asylwerber arbeiten und jugendliche Asylwerber eine Lehre machen dürfen.

Immer noch meinen viele Menschen, dass der Großteil der Asylwerber „Tachinierer, Schmarotzer, Arbeitsscheue“ seien, wenn er sie in der Nähe von Flüchtlingsheimen tatenlos herumsitzen oder stehen sieht. Das Nichtwissen, dass diese Menschen nicht arbeiten dürfen, solange ihre Asylverfahren nicht abgehandelt sind, ist weit verbreitet. Der Neid, ob deren „Faulenzen und Schmarotzen“ ist weit verbreitet.

Was darf ein Asylwerber arbeiten?

Für Asylwerbende besteht de facto ein Arbeitsverbot, erläuterte Sonja Scherzer vom Integrationshaus Wien. Das Gesetz würde ihnen nach drei Monaten Aufenthalt zwar eine Beschäftigungsbewilligung zugestehen. Dies wurde aber 2004 per Erlass des damaligen Wirtschaftsministers Martin Bartenstein (ÖVP) massiv eingeschränkt: auf zeitlich befristete Saisonniertätigkeiten im Tourismus oder als Erntehelfer. Daneben gibt es nur die Möglichkeit, Hilfstätigkeiten in der Grundversorgung (z.B. Reinigung, Küche) und gemeinnützige Tätigkeiten – ohne Anstellung und mit geringer Entschädigung, etwa im Rahmen der Gemeinden – auszuüben.

Es sei „absurd“, Asylwerbende zum Nichtstun zu verdammen, wenn gleichzeitig die Regierung überlege, Arbeitskräfte aus Spanien anzuwerben, befand Pollak (SOS Mitmensch). Die Plattform fordert – angelehnt an das Bad Ischler Papier der Sozialpartner aus 2011 – eine Beschäftigungsbewilligung sechs Monate nach Antragstellung und auch Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Besonders wichtig für junge Flüchtlinge, denn die Gefahr durch fehlende Zukunftsaussichten und durch das Nichtstun in die Kriminalität abzurutschen sind groß.

 Statistik

In Österreich haben es Asylwerber angeblich leichter als in den meisten anderen EU-Ländern. Wie das Statistische Amt der EU (Eurostat) bekannt gab, liegt Österreich mit der Zahl der positiven Asylanträge über dem EU-Durchschnitt: 30,8 Prozent der Anträge wurden in Österreich sofort positiv beschieden, der EU-Durschnitt liegt nur bei 25,1 Prozent.

Dass diese Zahlen von Asylwerber unterstützenden Organisationen sicher nicht unkommentiert bleiben werden, ist gewiss. Immer noch warten hunderte Asylwerber jahrelang auf ihren Bescheid; immer noch werden gut integrierte Asylwerber abgeschoben.

 

M. Ali Yacınkaya