Home , Europa , Was geschah vor 90 Jahren im Ruhrgebiet?

Was geschah vor 90 Jahren im Ruhrgebiet?

DUISBURG | 17 – 08 – 2010 | Die Stadtgruppe der Bergarbeiterinitiative von „Kumpel für AUF“ Walsum-Dinslaken-Voerde trat gestern mit einem gemeinsamen Beitrag bei der Duisburger Montagsdemonstration auf. Dass Arbeiter der Zechen und Hütten vor 90 Jahren einen revolutionären Aufstand im Ruhrgebiet organisierten, wussten wenige der rund hundert Anwesenden. Viele Passanten blieben stehen. Was damals die Arbeiter bewegte, brachte ein vorgetragener Aufruf des Vollzugsrats der Zechenkolonie Lohberg vom 21. März 1920 zum Ausdruck, der unter anderem lautete:

„Kameraden, in der augenblicklichen Lage steht unsere Existenz auf dem Spiele. Wir kämpfen nicht für die Interessen einzelner Personen, sondern für die Interessen der Hand- und Kopfarbeiter in ihrer komplexen Masse. Nicht Ruhm noch Ehre, nicht Orden und Ehrenzeichen sollen die Triebfeder unserer Aktionen sein, sondern die Sicherstellung unserer Daseinsberechtigung als Mensch. Hinweg mit der modernen Sklaverei! … Wir verlangen Eigentumsrecht an den Schätzen, die sich auf und unter der Erde vorfinden. Wir verlangen das Paradies auf Erden und lassen uns nicht länger mit der Hoffnung auf ein besseres Jenseits abspeisen.“

Von dem revolutionären Mut der hunderttausend Rotarmisten waren die Zuhörer sichtlich beeindruckt. Aktivisten von „Kumpel für AUF“ berichteten über ihre weitere Vorbereitung der Kulturwoche, was auf großes Interesse stieß. Eine Kollegin, deren Vater Bergmann war, erinnerte an ihre Kindheit, die sehr schön war und sie hatte kein Verständnis, wenn die Stadt Duisburg ihre Geschichte von Kohle und Stahl als „Negativ-Image“ hinstellen will. Was alternativ als positives Image gedacht war, hat mit der Loveparade die Stadtspitze gezeigt. Die hat übrigens in den letzten 20 Jahren nie ernsthaft einen Finger krumm gemacht, den Kampf der Kumpel gegen die Zechenschließungen zu unterstützen.

Ein ehemaliger Kumpel von Rossenray und Niederberg berichtete, wie gerne er weiter am Pütt arbeiten würde. Er konnte aus gesundheitlichen Gründen die Untertagearbeit nicht mehr machen und ist heute arbeitslos. Ein aktiver junger Bergmann erzählte den erstaunten Zuhörern, welche intensiven Auseinandersetzungen auf den Zechen stattfinden über einen neuen Massenkampf gegen die geplante Vernichtung des ganzen Bergbaus mir zigtausenden von Arbeitsplätzen.

Zur Gedenkveranstaltung am Samstag ab 14 Uhr vor dem Grabmal für die „Märzgefallenen 1920“ auf dem Friedhof Alt-Walsum wurde anschließend eingeladen und Spenden für den Kranz gesammelt, an der sich fast jeder der Umstehenden beteiligte. Inzwischen hat „Kumpel für AUF“ über 90 Euro dafür von Bergleuten und von der Bevölkerung gesammelt. (rf-news)