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Opel Bochum: "Die Kolleginnen und Kollegen bestehen auf ihrem Arbeitsplatz"

BOCHUM | 18 – 08 – 2011 | Diesen Montag um 24 Uhr lief für 155 Opelaner aus Bochum die Frist ab, „freiwillig“ ihren Arbeitsplatz bei Opel Bochum aufzugeben. Sie hatten kurz vor den Werksferien einen „blauen Brief“ der Geschäftsleitung erhalten mit der Drohung, dass am 16. August die Kündigung ausgesprochen wird, falls sie nicht eine Stelle bei Opel in Rüsselsheim annehmen bzw. die vom Unternehmen angebotene Abfindung akzeptieren. 102 Opelanern wurde der Wechsel nach Rüsselsheim nahe gelegt. Den anderen 53 Kollegen wurde empfohlen, die Abfindung zu nehmen und drei zusätzliche Bruttogehälter sowie in eine „Transfergesellschaft“ zu wechseln.

Doch bis auf 28 Opelaner ließen die Kollegen die Frist verstreichen. Die Geschäftsleitung wagte es erst einmal nicht, ihre Kündigungsdrohung wahr zu machen. Jetzt heißt es, Kündigungsschreiben würden erst zum Monatsende verschickt. Über die aktuelle Entwicklung sprach „rf-news“ mit einem IG-Metall-Vertrauensmann bei Opel in Bochum:

Fast 130 haben die Frist trotz der Kündigungsdrohung verstreichen lassen. Was kannst du uns über ihre Beweggründe sagen?

Die Kolleginnen und Kollegen bestehen auf ihrem Arbeitsplatz. Sie lassen sich auch nicht durch die „blauen Briefe“ einschüchtern. Sie werden es darauf ankommen lassen, in Konfrontation zu gehen. Bisher hat die Geschäftsleitung 1.350 durch Massenmobbing genötigt, zu gehen. Die unterschrieben haben, waren auch sehr empört, fühlten sich aber zugleich hilflos. Dass jetzt diese 120 Kollegen den Weg gehen, trotz des Mobbings und der recht hohen Abfindungen um ihre Arbeitsplätze zu kämpfen, ist nicht hoch genug einzuschätzen.

Welche Stimmung ist jetzt in der ganzen Belegschaft?

Die Kollegen sind jetzt sehr gespannt, ob sich Opel traut, die Entlassungen durchzuziehen. Es entwickelt sich eine zunehmende Kritik an Opel. Die Philosophie „Wir sind eine Familie“ ist ziemlich abgenutzt. Die Fronten sind jetzt klarer geworden. Die starke Solidarität sowohl im Betrieb wie von außen ist dafür sehr wichtig. Es geht unterdessen um mehr als „nur“ um die Arbeitsplätze. Viele sagen „da stimmt bei uns grundsätzlich was nicht“. Diese Haltung entwickelt sich und es wird jetzt viel mehr politisch diskutiert. Es gibt natürlich auch resignative Tendenzen in der Belegschaft, die überwunden werden müssen. Viele sind erst mal froh, dass sie nicht auf der Liste stehen. Sie wissen aber auch, dass die Ausbeutung zunimmt.

Wie denkst du, wird jetzt die Geschäftsleitung reagieren?

Zunächst einmal muss man feststellen, dass ihr Konzept nicht aufgegangen ist, die Arbeitsplatzvernichtung wie geplant über die Bühne zu bringen. Sie ist jetzt am Taktieren und spielt auf Zeit. Was sie tun wird, kann man nicht genau sagen. Ihr Problem ist jetzt: Wenn sie den Kolleginnen und Kollegen nachgibt und auf offene Massenentlassungen verzichtet, steckt sie eine Niederlage ein. Wenn nicht, begeht sie einen Tabubruch, der die ganze Belegschaft herausfordert, aber auch im ganzen Revier diskutiert wird und das Ansehen von Opel/GM weiter untergräbt. Es wird jetzt auch verstärkt gegen die MLPD gehetzt, die ja für den Weg der Arbeiteroffensive eintritt und faule Kompromisse kritisiert.

Was macht die IG Metall in dieser Situation?

Die IG-Metall-Ortsverwaltung hat klar gesagt, dass sie gegen die betriebsbedingten Kündigungen ist. Das Problem ist, dass sie praktisch nichts dagegen unternimmt. So trägt sie letztlich den Arbeitsplatzabbau mit. Viele Vertrauensleute sehen es dagegen als ihre Aufgabe an, die betroffenen Kollegen zu unterstützen und einen gemeinsamen Kampf zu entwickeln. (Rote Fahne)