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Der Dokumentarfilm „Kanun Hükmü – Ausnahmezustand“ wird in Deutschland gezeigt!

Der Dokumentarfilm „Kanun Hükmü – Ausnahmezustand“ wird in Deutschland gezeigt!

Die Regisseurin Nejla Demirci wird bei den Vorführungen anwesend sein.

Hunderttausende türkische Staatsbedienstete wurden nach dem Putschversuch vom 15. Juli 2016 durch ein Dekret von Präsident Erdoğan von einem Tag auf den anderen ohne Angabe von Gründen entlassen. Zusammen mit den betroffenen Familien beläuft sich diese Zahl bereits auf zwei Millionen Menschen. Nach der Verabschiedung des Gesetzes kämpften Tausende von Menschen sowohl juristisch als auch praktisch für die Wiederherstellung ihrer Rechte. In vielen Teilen der Türkei kam es zu Straßenprotesten von Akademiker*innen verschiedener Berufsgruppen, darunter Lehrer*innen, Ärzt*innen und Rechtsanwält*innen, die ihre Arbeitsplätze und ihre Reputation forderten.

Die Filmemacherin Nejla Demirci nahm damals aktiv an den Protesten teil. Als sie über die Entlassung ihrer Schwester, einer Ärztin, berichtete, erhielt sie innerhalb eines Tages sechstausend Solidaritätsbekundungen über ihren Social-Media-Account. Ermutigt durch diese Resonanz beschloss sie, die berechtigten Proteste auf andere Weise zu unterstützen. Mit der Produktion eines Dokumentarfilms hat sie sich zum Ziel gesetzt, einerseits die Unrechtmäßigkeit dieser Maßnahmen gegen hunderttausende Betroffene aufzudecken und zu dokumentieren, andererseits die Solidarität zu stärken, den Kampf am Leben zu erhalten und ihm international Gehör zu verschaffen.

Während der Dreharbeiten wurde die Filmemacher*in immer wieder von der Polizei behindert, war institutioneller Repression ausgesetzt. Zusammen mit ihrem Team wurde sie mehrfach festgenommen und von Antiterroreinheiten verhört. Im Jahr 2018 wurden die Dreharbeiten vom örtlichen Gouverneur verboten. Der Fall wurde vor Gericht gebracht und die Regisseurin gewann den Prozess wegen „Verletzung der Meinungsfreiheit“. Der Dokumentarfilm konnte nur unter großen Schwierigkeiten und Mühen fertiggestellt werden und wurde schließlich für das Antalya International Golden Orange Film Festival 2023 ausgewählt. Aufgrund von gezielt falscher Darstellung zum Inhalt der Dokumentation und auf Druck auf die Organisator*innen des Festivals wurde „Kanun Hükmü – Ausnahmezustand“ jedoch vom Festival ausgeschlossen. Die Festivaljury solidarisierte sich mit den Filmemacher*innen: geschlossen traten Sie zurück, worauf hin sich auch andere Filme des Festivalprogramms diesem Protest anschlossen.

Das nunmehr im 60sten Jahre stattfindende Antalya Golden Orange International Film Festival konnte dem Druck nicht standhalten und kündigte seine Einstellung an. Damit nicht genug folgte durch das Ministerium für Tourismus und Kultur, vertreten durch die Generaldirektion für Kino, ein Landesweites Aufführungsverbot für die Dokumentation.

Als Konföderation der Arbeiter*innen aus der Türkei in Europa (ATİK) haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, diesen Film in Deutschland zu zeigen, um dem Verbot seiner Aufführung in der Türkei, der Verhinderung seiner Teilnahme an Festivals und der Schikanierung hunderttausender fortschrittlicher Akademiker, die ihre Arbeit verloren haben, Gehör zu verschaffen. In diesem Sinn, rufen wir Sie dazu auf, diesen Film, der trotz enormer Hindernisse unter großem Engagement entstanden ist, durch die Teilnahme an den Vorführungen solidarisch zu begleiten.

Konföderation der Arbeiter*innen aus der Türkei in Europa (ATİK)

info@atik-online.net