Home , Sonstige Nachrichten , Wenn 35 Menschen verhaftet werden, werden 35.000 nachfolgen

Wenn 35 Menschen verhaftet werden, werden 35.000 nachfolgen

TÜRKEI-KURDISTAN | 30 – 12 – 2011 | Angehörige von in der Vergang­enheit ermordeten JournalistInnen haben auf einer Pressekonferenz in Amed (Diyarbakir) die jüngsten Operationen gegen die Presse mit der Phase der 90er Jahre verglichen. Die Mentalität, mit der in den 90ern kritische JournalistInnen auf offener Straße ermordet wurden sei dieselbe, die der heutigen Verhaftungswelle zu Grunde liegt.

Eşref Karaağar, Bruder des am 19. Dezember 1993 in Wan (Van) ermordeten Özgür-Gündem-Reporters Orhan Karaağar sagte: „Orhan wurde auf offener Straße ermordet. Zu dieser Zeit wurden JournalistInnen entführt und waren dann ‘verschwunden’. Heute werden sie auf offener Straße verhaftet und ins Gefängnis gesteckt. Sie haben ihre Methoden angepasst, aber die Mentalität ist dieselbe geblieben.“

Auch Dicle Anter, Sohn des 1992 entführten und ermordeten Schriftstellers Musa Anter, zog diesen Vergleich: „Früher wurden Menschen wegen dem was sie sagten und schrieben ermordet, heute werden sie aus denselben Gründen verhaftet. (…) Es ist beschämend, dieses Verhalten auch in diesem Jahrhundert beobachten zu müssen. Wir hoffen, dass dies eingesehen und geändert wird. Die einzige Waffe, die JournalistInnen benutzen, ist ihr Stift.

In der Vergangenheit, als unsere Nachrichtenagenturen bombardiert und JournalistInnen ermordet wurden, haben wir unsere Sache nicht aufgegeben. Und wenn sie heute 35 Menschen verhaften, werden morgen 35.000 Menschen nachfolgen. Das sollte allen klar sein.“

Am 20. Dezember hatte die Türkei ihren als „KCK-Operationen“ bezeichneten Angriff auf die demokratische Opposition, dem schon zahlreiche PolitikerInnen, GewerkschafterInnen und demokratisch gewählte Abgeordnete zum Opfer gefallen sind, auf die Medien ausgedehnt und bei landesweiten Razzien 49 JournalistInnen festgenommen, von denen noch immer mindestens 35 inhaftiert sind. (DIHA, 28.12.2011, ISKU)