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Generalstreik der Metallarbeiter in ganz Österreich

ÖSTERREICH | 17 – 10 – 2011 | Seit 2008 gab es in Österreich in keiner Branche eine Reallohnerhöhung. Das ist ebenso Fakt wie der Umstand, dass wir jeden Tag schmerzlich feststellen können, dass die Teuerung wichtiger Dinge für den täglichen Gebrauch massiv zugenommen hat.

Der Gaspreis stieg um 11%, Heizöl um 20%, Wohnen um stattliche 3,8% und viele Lebensmittel um 4 bis 6% (Statistik Austria). 3,6 Prozent beträgt die offizielle Inflationsrate auf Basis der Berechnungen vom September im allgemeinen Schnitt, wonach abzulesen ist, dass das Angebot von Seite der Kapitalisten, nämlich 3,65% kaum die offizielle Inflationsrate abdecken würde (von der inoffiziellen noch gar nicht zu sprechen).

Dem entgegen hält die Gewerkschaftsführung derzeit noch die Forderung von 5,5%, doch räumt sie in einem Artikel im „Standard“ vom 14.10. schon ein, dass sie auch bereit wäre über 4,5% zu verhandeln. Damit hält sie sich eine Hintertür offen und stellt klar, dass sie mit ihren „Sozialpartnern“ den Abschluss möglicherweise auch über ein Prozent weniger zustande bringen würde. Jeder von uns weiß aber, dass die Forderung nach 5,5% wohl das absolut Mindeste ist. Nicht nur weil die Firmenbosse durch unsere Arbeit im Vergleichszeitraum einen Gewinn von 2,2 Milliarden € einfuhren, sondern auch weil eine Erhöhung um 5,5% im Schnitt bloß ein Netto-Mehr von ca. 65€ bedeuten würde. Wir wissen um Preissteigerungen und gleichbleibende oder sogar sinkende Löhne – warum sich also mit 65€ oder weniger zufrieden geben? Warum überhaupt sich auf diese ganzen Prozentrechungsspiele einlassen, wir wissen doch, dass sie uns mit versteckten Gegenrechnungen, Abgaben, Kürzungen und anderen Tricksereien dann doch so über den Tisch ziehen können, dass real fast nix bleibt. Anstatt uns auf Rechenspiele einzulassen, wollen wir aber real mehr Lohn – eine klare und eindeutige Summe die am Lohnzettel aufscheint, eine Festgeldforderung von netto 100€ mehr. Das ist eine klare Ansage!

Die Metallarbeiter sind entschlossen- „das wird sicher eine Streikbewegung

Ihre Gewerkschaft fordert 5,5 mehr Prozent Lohn- was die Arbeitgeber für völlig überzogen halten. Sie bieten lächerlicher 3,65 Prozent, plus 200 Euro Einmalzahlung. Rund 165.000 Arbeiter nehmen od. werden an dem am Montag als unbefristeter Streit geltenden Generalstreik treten.

Umfassende Streiks in Wien

In Wien beteiligen sich die Mitarbeiter von allen 45, zur Metallindustrie gehörenden Betrieben an Kampfmaßnahmen, um die Gehaltsforderungen der Metallergewerkschaft zu unterstützen. Nicht überall läuft das aber ohne Probleme ab.

In sieben Wiener Firmen sollen Manager versuchen, Druck auf die Belegschaft auszuüben: „Sie lassen Briefe aussenden, wo drinnen steht, sie hätten rechtswidrig einberufen, Streik sei rechtswidrig, sie drohen mit Entlassung, sie drohen mit Kündigung, sie drohen mit Schadensersatzforderungen – es ist wirklich nur mehr witzig“, so Beate Albert, Wiener Landesgeschäftsführerin der Metallergewerkschaft.

In sieben Wiener Firmen soll es solche Vorfälle gegeben haben. Namen wollte Albert keine nennen. Den Streikenden könne aber nichts passieren, versicherte sie. „Die Ausübung eines Streiks ist niemals ein Kündigungs- oder Entlassungsgrund.“

Räder stehen still im Lastwagenwerk

„Das Werk steht“, hieß es Freitagfrüh seitens des Betriebsrates im MAN Truck & Bus-Werk in der Brunner Straße in Wien-Liesing. Einzige Ausnahme seien Notdienste und die Warenannahme. Bei der Warenannahme hätten die Transporte nicht mehr gestoppt werden können. Ab Montag soll aber alles stehen, sagte Michael Walczyk, Vorsitzender des Betriebsrates. Er hofft auf ein vernünftiges Angebot der Arbeitgeber. Von Einmalzahlungen wie angeboten hätten die Arbeiter nichts: „Die Mieten gehen nächstes Jahr nicht runter, ebenso der Gaspreis. Die Leute spüren das.“

„Ich finde den Streik vollkommen gerechtfertigt. Es gehört einmal aufgezeigt, dass die Arbeitgeber ein bisschen nachdenken müssen. Es wird alles immer teurer, und der Kleine soll von dem Kuchen auch ein bisschen was haben“, sagte einer der MAN-Arbeiter am Freitag. Er rechnete damit, dass der Streik auch am Montag fortgesetzt wird. Wenn es sein müsse, würden die Arbeiter auch länger streiken, so ein anderer. (Quelle: ORF 2 Internetdienst)

Streik auch bei der Fernwärme

Auch die Fernwärme Wien zieht mit den Metallerwarnstreiks mit. Am Freitag soll um 8.00 Uhr bei einer Betriebsversammlung beschlossen werden, dass ab Montag ebenfalls gestreikt wird. Dieser Warnstreik soll am Montag um 8.00 Uhr beginnen.

TV-Hinweis:

Wien heute hat mit Betriebsräten gesprochen. Den Beitrag sehen Sie am Donnerstag, 19.00 Uhr, ORF2 in Wien heute und danach im Internet on Demand.

Laut Zentralbetriebsrat Georg Buchner werden die Fernwärme-Kunden nichts von dem Streik zu spüren bekommen, es gibt einen Notbetrieb. „Die Kunden haben ja ein Recht auf Wärme und Warmwasser und sie können ja nichts dafür, dass die Unternehmer uns nicht entsprechend entlohnen wollen, für das was wir in den letzten zwölf Monaten geleistet haben“, meinte Buchner in einem Wien heute-Interview. In der Fernwärme sind etwa 1.200 Mitarbeiter beschäftigt. (ATIGF-Föderation der Arbeiter/Innen aus der Türkei in Österreich)