
Gemeint sind die Vorteile für hiesige Exportindustrien, die von der Ausweitung des frei zugänglichen Absatzmarktes in der vergangenen Dekade extrem profitiert haben. Jeder Möglichkeit zur Währungsabwertung beraubt konnten die Länder der europäischen Peripherie mit deutschen Industriegütern überflutet werden. Geholfen hat hier neben der hohen Produktivität die mit »Lohnzurückhaltung« noch verharmloste Haltung der DGB-Gewerkschaften.Nun ist es nur recht und billig, wenn sich die Beschäftigtenorganisationen gegen den in der Griechenlandfrage geschürten Nationalismus wenden. Die Zustimmung zu den »Rettungspaketen« für Hellas und Co. hat mit Solidarität für die dortigen Kollegen aber wenig gemein. Denn diese sind mit radikalen Kürzungsprogrammen bei den Sozialausgaben und im öffentlichen Dienst verbunden, was die Krise noch verschärft.
Die DGB-Kritik, daß die Staatshaushalte nicht »nur« über Ausgabenkürzungen und soziale Einschnitte konsolidiert werden könnten, hilft da wenig. Fakt ist: Es handelt sich nicht um die Rettung Griechenlands. Gerettet werden sollen die Profite der Banken sowie der Euro selbst als kapitalistisches und imperialistisches Projekt. Und dies wie schon in der bislang letzten Finanzkrise mittels einer Sozialisierung der Verluste. Erneut sollen also die abhängig Beschäftigten, Rentner und Jugendlichen zahlen – und zwar sowohl die Griechenlands als auch die hier und im Rest Europas.
Klar ist schon jetzt: Die Ausweitung des Fonds wird wieder nicht reichen. Die Eliten spielen lediglich auf Zeit und setzen auf das Prinzip Hoffnung. Die Pleite Griechenlands soll bis zu einer Stabilisierung anderer Euro-Länder verzögert werden, wobei unklar ist, wie das angesichts der durch die Kürzungsprogramme ausgelösten oder verschärften Rezession geschehen könnte. Es gäbe zwei Alternativen dazu: die unbegrenzte Absicherung der Bankiers und Spekulanten durch den Staat, sprich: die Steuerzahler. Oder die Streichung der Schulden, die Verstaatlichung und demokratische Kontrolle der Banken. Letzteres kommt den DGB-Oberen aber wohl nicht in den Sinn. (Daniel Behruzi – Junge Welt)