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Internationales Symposium in Istanbul

ISTANBUL | 30 – 07 – 2011 | Die Organisationen ATIK (Konföderation der Arbeiter aus der Türkei in Europa) und DDSB (Revolutionäre Demokratische Gewerkschaftseinheit) haben gemeinsam in Istanbul ein Symposium unter dem Motto „Angriffe auf die ArbeiterInnenklasse und Werktätige und unsere Aufgaben“  abgehalten.

Viele GewerkschafterInnen aus der Türkei und aus Europa waren eingeladen, aus Österreich nahm für die Kommunistische Gewerkschaftsinitiative – International (KOMintern) deren Vorsitzender Nadir Aykut teil. Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen die Krise des Kapitalismus, ihre Auswirkungen auf die Werktätigen und die internationale politische Lage. Die Eröffnungsrede hielt Hasan Gülüm, Vorsitzender der Istanbuler Gemeindebediensteten.

Im ersten Programmteil referierte zunächst der Ökonom und Schriftsteller Mustafa Korkmaz über die Hintergründe der kapitalistischen Finanzkrise, ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft und die heutige Entwicklung der Finanzmärkte. Im Anschluss ergriff Engin Celik von der Gewerkschaft Deri-is (Lederproduktion) das Wort. Er sprach über prekäre Arbeitsbedingungen, Angriffe auf die Belegschaften, Druck und Erpressung in den Betrieben, schlechte Arbeitsbedingungen und verlängerte Arbeitszeiten. Scharf kritisierte er das „Torba Yasasi-Gesetz“, das bloß den Arbeitgebern nütze, und verurteilte den Verrat der Gewerkschaftsführungen.

Zu Beginn des zweiten Abschnitts berichtete Haluk Gerger über die Entwicklungen und Volksaufstände in Nordafrika, wobei er die Notwendigkeit der Widerstandsbewegungen unterstrich. Danach folgte ein Vortrag von Süleyman Gürcan, des ATIK-Sekretärs, über die zunehmend bedrückte Lage der Werktätigen und MigrantInnen in Europa.

Markus Stockjan von der IG Metall umriss die Situation in Deutschland. Er stellt fest, dass nur der organisierte und klassenbewusste Widerstand gegen die kapitalistische Ausbeutung vorgehen wird können. Hierbei müsse auch die Packelei der Gewerkschaftsbürokratie mit dem Kapital überwunden werden, die sie zu einem Hindernis für den Arbeiterkampf mache.

Anschließend hielt KOMintern-Vorsitzender Nadir Aykut einen Vortrag über die Lage der Werktätigen und der ArbeiterInnenbewegung in Österreich. Er hob hervor, dass die so genannten „Finanzkrise“ eine Krise des kapitalistischen Systems selbst ist. Die weltweiten Angriffe auf die Arbeiterklasse entspringen der zentralen und organisierten Strategie der kapitalistischen und imperialistischen Herrschaft. In allen Ländern geht man mit denselben Tricks vor. Auch in Österreich sind die hohe Arbeitslosigkeit, prekäre Arbeitsbedingungen, Kurzarbeit und Niedriglöhne die wichtigsten Themen. In dieser zunehmend unerträglichen Situation werden die Menschen verunsichert, oft wird die Schuld des kapitalistischen Systems auf die MigrantInnen abgeschoben. Die Ergebnisse dessen sind rassistische Gesetze, steigende Ausländerfeindlichkeit und wachsende Armut. In Österreich, angeblich eines der reichsten Länder Europas, lebt knapp eine Million Menschen an der Armutsgrenze – offenkundig liegt ein Problem in der Verteilungsfrage vor. Die Lage wird in absehbarer Zeit kaum besser werden, die Gewerkschaftsführungen nehmen sich nicht der tatsächlichen Probleme der Beschäftigten an, sondern diskutieren mit der Wirtschaftskammer über die „Verbesserung“ der Arbeitsbedingungen und Löhne.

Für die Werktätigen und fortschrittlichen Menschen sieht Aykut zwei Möglichkeiten: „Entweder wir organisieren und vereinigen uns gegen den in die Krise geratenen Kapitalismus, um ihn noch weiter in die Tiefe zu stürzen; oder wir dienen auch in Zukunft als moderne Sklaven unter kapitalistischer Herrschaft.“ Abschließend informierte Aykut die Konferenzteilnehmer über die erfolgreiche Arbeit von KOMintern in der Wiener Arbeiterkammer.

Zum Schluss des Symposiums blieb ausreichend Zeit für Publikumsfragen und Diskussionen.