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Pressemitteilung zu den Aussagen Thilo Sarrazin`s

DUISBURG | 31 – 08 – 2010 | In den letzten Tagen wurde durch Herr Sarrazin, seines Zeichens im Vorstand der Deutschen Bundesbank und SPD Politiker, eine erneute politisch Debatte in Deutschland zum Thema Migration losgetreten. Die Auseinandersetzung mit diesen Aussagen und dem umstrittenen Politiker selbst, sind so vielfältig wie der Umgang mit der Thematik an sich.

Auch wir, die Föderation der Arbeiter aus der Türkei in Deutschland ATIF, haben uns durch Herr Sarrazin, dem selbst ernannten Integrationsfachmann in Deutschland, zum einen angesprochen und andererseits zum Reagieren aufgefordert gefühlt. Als das Resultat unserer Auseinandersetzung, zum einen mit den Äußerungen von Herr Sarrazin, zum anderen mit der Kritik an Ihm veröffentlichen wir diese Pressemitteilung.

Herr Sarrazin veröffentlicht ein Buch mit dem Titel „Deutschland schafft sich ab“. Dieser Titel ist, unserem Verständnis nach bewusst gewählt, weil er eine generelle Kritik an der in Deutschland lebende Gesellschaft und damit ein Aufruf zum handeln, für ein „fortbestehen Deutschland“ Ausdruck verleihen soll. Der Adressat des Buchs steht damit auch fest; jeder der an Deutschland und an seinem angeblichen Fortbestand ein Interesse hat; also in Sarrazin Worten jeder Deutsche.

Auffällig ist auch, das der Autor einen konsequenteren, radikaleren Umgang mit dem „Problem“ fordert. Deutschlands Bestehen würde laut Sarrazin davon abhängen. Der „Feind“, der laut Sarrazin kein Interesse an Deutschland hat, haben kann, ist der, gegen den sich der „Freund“, der eben ein genau das gegensätzlich Interesse zum „Feind“ hat, zur wehr setzen muss. Wie das zur Wehr setzen gegen Feinde aussehen kann, kann man sich nicht nur am Beispiel des 3. Reiches sondern am inner- bzw. außerstaatlichen Umgang mit „Feinden“ überall auf der Welt, je nach Einschätzung der Bedrohung durch den „Feind“,  verdeutlichen.

Herr Sarrazin trennt somit die in Deutschland lebende Bevölkerung in „gut“ und „schlecht“. Der Maßstab an dem sich die beiden Teile zu orientieren haben, ist nicht das Zusammenleben von Menschen mit unterschiedlichen traditionellen und kulturellen Wurzeln, sondern das „Wohl“ Deutschlands. Das sich bei dieser Herangehensweise nie ein Ergebnis, eine Erkenntnis für das Zusammenleben und dem Umgang mit „anderen“ ableiten lässt ist klar. Daraus resultieren führt das Ergebnis der Untersuchungen Sarrazins, wie man an den Zitaten, welche in den letzten Tage in den Medien zu verfolgen waren, sieht, zur Spaltung der Bevölkerung.

Des weiteren ist zu beobachten, dass der politischen Landschaft, die sich so zahlreich zu Wort meldet, nichts anderes einfällt, als ein Parteiausschluss, die Beendigung seiner Tätigkeit bei der Bundesbank oder der Vorwurf, er habe sich in seiner Wortwahl vergriffen. Was soll den das für eine Kritik sein, die sich nicht mit den Äußerungen des Herrn auseinandersetzt sonder abwägt kann bzw. darf man das sagen oder nicht. Stellt sich die Frage ob es hier vielleicht gar keine Inhaltliche Kritik an den „Feststellungen“ Sarrazins gibt, wenn die Auseinandersetzung in der Politik und der Gesellschaft sich lediglich auf die Form der Äußerungen bezieht. Daher ist es nicht verwunderlich, dass in regelmäßigen Zeitabschnitten Aussagen dieser Art getätigt werden. Wir erinnern an die Aussagen von Herr Roland Koch, welcher sich heute hinter Sarrazin gestellt hat, während seines Wahlkampfs in Hessen und der Äußerungen der Kanzlerin damals im Umgang mit diesen.

Wir als eine Migrantenorganisation fordern nach 50 Jahren Migrationsgeschichte endlich einen sich an der Sache, nämlich dem Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Bedürfnisse, kultureller und religiöser Wurzeln, orientierenden Umgang mit Migration, Integration, Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit. Dies ist der einzige und für das friedliche Zusammenleben effektivste Ansatz.

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

ATIF (Föderation der Arbeiter aus der Türkei in Deutschland)