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Klimakollaps für den Sieg

Die Welt steht buchstäblich in Flammen – doch die Bundesregierung gießt weiter fleißig Öl ins Feuer der Klimakrise. Während am Sonntag an vielen Orten in Europa Temperaturrekorde gebrochen wurden, sich im brandenburgischen Treuenbrietzen ein Waldbrand rasant ausbreitete und laut Behörden »außer Kontrolle« geriet, wurden neue Vorhaben aus dem Bundeswirtschaftsministerium bekannt, die es in sich haben. Der grüne »Klimaminister« Robert Habeck plant angesichts geringerer russischer Gaslieferungen zusätzliche Maßnahmen, um Gas einzusparen und die Speicher zu füllen, wie dpa aus »Regierungskreisen« erfuhr. Ein Schlüsselvorhaben dabei ist, dass bei der Stromerzeugung wieder mehr Kohlekraftwerke zum Einsatz kommen sollen. Die Situation sei ernst, wurde Habeck in einem fünfseitigen Papier zitiert, das der Nachrichtenagentur vorlag. »Der Gasverbrauch muss weiter sinken, dafür muss mehr Gas in die Speicher, sonst wird es im Winter wirklich eng.«

Hintergrund ist, dass der russische Energiekonzern Gasprom seine Gaslieferungen durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 nach Deutschland in den vergangenen Tagen reduziert hat. Schuld sind Wartungsarbeiten an einer Gasturbine durch den deutschen Konzern Siemens Energy, die aufgrund der westlichen Sanktionen nicht rechtzeitig abgeschlossen werden können. Auch andere europäische Staaten müssen deshalb aktuell mit geringeren Gaslieferungen aus Russland zurechtkommen. Erschwerend kommt hinzu, dass der Ukraine-Krieg und die westlichen Sanktionen die Energiepreise seit Wochen immer weiter in die Höhe schnellen lassen. Die Zeche dafür zahlen in erster Linie Geringverdiener. Denn trotz mehrerer »Pakete« der Ampelkoalition gibt es immer noch nur unzureichend »Entlastung«, wenn am Ende des Monats die Strom- oder Gasrechnung bezahlt werden muss.

Dass Habeck als Konsequenz aus dieser Energiekrise nun wieder verstärkt auf Kohlekraft setzen will, ist eine Hiobsbotschaft fürs Klima: Die Verstromung von Kohle emittiert noch einmal deutlich mehr CO2 als die von Gas. Doch damit nicht genug. Der Koalitionspartner FDP will unter dem Vorwand des Ukraine-Kriegs nun auch noch das Verbot der Erdgasförderung durch Fracking auf den Prüfstand stellen. »Wie wissenschaftliche Studien zeigen, verursacht Fracking unter modernen Sicherheitsstandards keine relevanten Umweltschäden«, meinte der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP, Torsten Herbst, gegenüber Welt am Sonntag.

 

Tatsächlich ist Fracking ein echter Klimakiller. Bei dem Verfahren wird ein Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien mit hohem Druck in ein Bohrloch gepresst, um schwer zugängliche Öl- und Gaslagerstätten zu erschließen. Seit 2017 ist das in der BRD wegen der damit verbundenen hohen Umweltrisiken verboten. Unter anderem kann Fracking Erdbeben auslösen und das Risiko einer Grundwasserverschmutzung ist sehr hoch, wie zahlreiche Untersuchungen bewiesen haben.

Eine Studie aus dem Jahr 2019 zeigt außerdem, dass der Anstieg der weltweiten Methanemissionen hauptsächlich auf den Frackingboom in den USA zurückzuführen ist. Demnach dürfte die US-Schiefergasförderung für »mehr als die Hälfte aller weltweit gestiegenen Emissionen aus fossilen Brennstoffen« im vergangenen Jahrzehnt verantwortlich sein. Habeck und Co. scheint das egal zu sein. Für den »Sieg über Putin« ist man wohl bereit, alles in Kauf zu nehmen – auch einen Klimakollaps.

(Quelle: JungeWelt)